Weil Caroline Glick zu den wenigen Journalisten gehört, die Klartext reden und keine unterwürfige Selbstzensur betreiben, damit staatliche Zensur überflüssig wird, und somit dem Wort Journalismus seine ursprüngliche Bedeutung und seinen wahren Geist zurückgeben, und weil in den Kolumnen von Caroline Glick ein enormes Fachwissen enthalten ist, welches bedeutend besser ist als das der meisten "Nahost-Experten" sowohl in den Medien als auch an den Universitäten als auch in den politischen Parteien, habe ich zum 36. Mal eine dieser Kolumnen übersetzt.
Das englische Original "In Pakistan, they trust" findet man hier:
http://www.jpost.com/Opinion/Our-World-In-Pakistan-they-trust-441168In Pakistan sie vertrauen
(Autorin: Caroline Glick, übersetzt
von Robert Rickler, Pressesprecher des "Freundeskreis Israel in
Regensburg und Oberbayern e.V.")
Pakistan ist wenig mehr als ein
gescheiterter Staat mit Atomwaffen.
Es ist ein Beweis für die prekäre
Lage der heutigen Welt, dass in einer Woche (Anmerkung des
Übersetzers: Das englische Original stammt vom 11. Januar 2016.),
die Nordkorea einen möglichen Test einer Wasserstoffbombe
durchführen sah, die erschreckendste geäußerte Verlautbarung nicht
aus Pjöngjang kam.
Sie kam aus Pakistan.
Bei einer Rede in der militärischen
Garnisonsstadt Rawalpindi, sagte der pakistanische Armeechef General
Raheel Sharif, dass jede iranische Bedrohung für die territoriale
Integrität Saudi-Arabiens "Iran von der Landkarte wischen"
wird.
Sharif gab die Erklärung ab nach
seinem Treffen mit Saudi-Arabiens Verteidigungsminister und
stellvertretendem Kronprinz Mohammed bin Salman. Medienberichten
zufolge war Salman die zweite leitende Offizielle der Saudis, der
Pakistan in der vergangenen Woche inmitten der wachsenden Spannungen
zwischen dem Iran und dem Königreich besuchte.
Salmans Reise und Sharifs nukleare
Bedrohung machen deutlich, dass im Anschluss an die fast offizielle
Abkehr der USA von ihrer Rolle als Beschützer der größten
Ölproduzenten der Welt die Saudis ihre Lose mit dem nuklear
bewaffneten Pakistan geworfen haben.
Als im Oktober letzten Jahres die USS
Harry Truman den Persischen Golf verließ, markierte der Schritt zum
ersten Mal seit 2007, dass den USA ein Flugzeugträger in der Region
fehlte. Vor neun Jahren wurde der Schritt der US-Marine nicht als
eine wichtige Feststellung eines strategischen Rückzugs angesehen,
da damals die USA einige hunderttausend Truppen im Irak hatten.
Während die USS Truman zum Ende
letzten Monats in den Golf zurückkehrte, gab ihre Rückkehr wenig
Trost für Amerikas erschrockene und verschmähte arabische
Verbündete. Die knieweiche Reaktion der Obama-Regierung auf Irans
Live-Feuer-Übungen am 26. Dezember, während der ein Schiff der
Iranischen Revolutionsgarden gerade einmal 1370 Meter vom
Flugzeugträger Raketen abfeuerte, als er die Straße von Hormus
durchquerte, signalisierte, dass die USA nicht einmal bereit sind,
eine Demonstration der Stärke zu machen, um iranische Aggression
abzuschrecken.
Und so haben sich die Saudis an
Pakistan gewandt.
Es wäre töricht, Sharifs nukleare
Bedrohung als bloße Prahlerei anzusehen.
Nach jedem aussagekräftigen Maßstab
ist Pakistan wenig mehr als ein gescheiterter Staat mit Atomwaffen.
Pakistan erscheint in jedem globalen Index der gescheiterten oder
scheiternden Staaten.
Um nur ein paar Leitindikatoren zu
nehmen, wie von Basit Mahmood dargelegt in einem Bericht im
vergangenen Sommer für The Political Domain, zahlen knapp 1% der
Pakistaner Steuern irgendeiner Art. Mehr als die Hälfte der
Bevölkerung lebt in bitterer Armut. Die Regierung hat keine
Kontrolle über den größten Teil des pakistanischen Territoriums.
Zwischen 2003 und 2015 wurden mehr als
58.000 Menschen von Terrorismus landesweit getötet.
Die öffentliche Gesundheit ist ein
Desaster. Kinderlähmung, in weiten Teilen der Welt ausgerottet,
galoppiert jetzt durch das Land.
Im vergangenen Sommer starben mehr als
1.300 Menschen in einer Hitzewelle in der angeblich fortschrittlichen
Stadt Karachi.
Diese Daten berücksichtigen nicht den
Massenmord und die Verfolgung von Minderheiten - vor allem Christen -
und die systematische Verweigerung grundlegender Menschenrechte und
die weit verbreitete, gewaltsame Verfolgung von Frauen und Mädchen.
Was sein nukleares Arsenal betrifft,
ein Bericht des Bulletin of Atomic Scientists von 2010 schätzte,
dass Pakistan zwischen 70 und 90 Atomsprengköpfe besitzt. Andere
glaubwürdige Berichte schätzen die Größe des Arsenals auf 120.
Pakistan weigert sich, eine
Nicht-Erstschlags-Politik zu übernehmen. In den USA und weltweit
wird es angesehen, die größte Bedrohung für die globale nukleare
Sicherheit zu sein.
Nach einem pakistanischen
Dschihad-Angriff auf das indische Parlament Ende 2001 stationierten
sowohl Indien als auch Pakistan Streitkräfte entlang ihrer
umkämpften Grenze. In den Monaten, die folgten, war aufgrund der
pakistanischen Atom-Bedrohungen die Aussicht auf einen Atomkrieg
höher als je zuvor.
Die waghalsige nukleare Politik des
Kalten Krieges - die ihren Höhepunkt in der Kuba-Krise 1962
erreichte - verblasst im Vergleich dazu.
Im Jahr 2008, im Anschluss an den
pakistanischen Dschihad-Angriff auf Mumbai drohte Indien gegen
Pakistan zurückzuschlagen.
Indiens Drohungen wuchsen an, als die
Beweise zunahmen, dass, wie es im Jahr 2001 der Fall war, die
Dschihadisten an den pakistanischen ISI Spionage Dienst gebunden
waren. Wieder einmal, anstatt das eigene Haus zu reinigen, antwortete
Pakistan mit der Drohung, einen nuklearen Angriff gegen Indien zu
starten.
Und nun, im Anschluss an den
Zusammenbruch der US-strategischen Glaubwürdigkeit kommt Pakistans
aggressiver Atomschirm offiziell zum Persischen Golf.
Saudi-Arabiens Entscheidung, sich für
Schutz an Pakistan zu wenden, zeigt, dass die zweite Welle der
Zerstörung des arabischen Staatsmodells über uns ist. Der Begriff
der arabischen Staaten wurde vor fast 100 Jahren von den Briten und
Franzosen am hinteren Ende des Ersten Weltkriegs erfunden. Das
Sykes-Picot-Abkommen, das die arabische Welt in Staaten aufteilte,
verlieh die nationale Herrschaft an die mächtigsten Stammes-Akteure
in den verschiedenen Landmassen, die zu den Staaten der arabischen
Welt wurden.
Mit der möglichen Ausnahme von
Ägypten, das Sykes-Picot zeitlich voranging, waren die arabischen
Staaten, die am Ende des Ersten Weltkrieges gebildet wurden, keine
Nationalstaaten. Ihre Bevölkerungen sahen sich nicht als genau
umschriebene Nationen. Vielmehr waren die Bevölkerungen der
arabischen Staaten wenig mehr als ein Sammelsurium von Stämmen,
Clans und sektiererischen und ethnischen Gruppierungen. In jedem Fall
machten die Briten und Franzosen ihre Festlegungen der Herrschaft auf
der Grundlage der relativen Macht der verschiedenen Gruppen.
Diejenigen, die ausgewählt wurden, diese neuen Staaten zu
kontrollieren, wurden entweder als die stärksten Fraktionen
innerhalb der neuen Grenzen angesehen oder als die treuesten
Verbündeten der europäischen Mächte.
Die erste Welle des arabischen
Staatskollaps begann vor sechs Jahren. Sie versenkte die
nicht-königlichen Regime, die eines nach dem anderen fielen, wie
Kartenhäuser.
Syrien, Libyen, Irak und Jemen hörten
auf zu existieren.
Ägypten, das im Zeitraum von zwei
Jahren sowohl eine islamistische Revolution als auch eine
militärische Gegenrevolution erlebte, taumelt noch immer am Rand des
Zusammenbruchs.
Libanon wird wahrscheinlich beim
geringsten Anlass auseinander brechen.
Heute sehen wir die Anfangsphase des
Zusammenbruchs der arabischen Monarchien, und am wichtigsten, von
Saudi-Arabien.
Der größte Teil der internationalen
Aufmerksamkeit für das aktuelle Bedrohungsumfeld von Saudi-Arabien
hat sich auf den Iran konzentriert. Die iranische Bedrohung für die
Saudis ist direkt proportional zur Entschlossenheit der
Obama-Regierung gewachsen, die USA weg von ihren traditionellen
sunnitischen Verbündeten und in Richtung des Iran neu auszurichten.
Der Abschluss des US-geführten Atompakts mit Teheran hat Irans
regionale Aggression verschärft, da er keine US Vergeltung mehr
befürchtet für seine Drohungen gegenüber den sunnitischen
Monarchien.
Aber der Iran ist nur die sichtbarste
von drei existenziellen Bedrohungen, die nun das Haus Saud bedrängen.
Die tiefgreifendste Bedrohung für die
größte Ölmacht der Welt ist wirtschaftlich.
Der Rückgang der Ölpreise hat das
Königreich gefährdet.
Wie David Goldman letzte Woche in der
Asia Times berichtete, nach einer Analyse des Internationalen
Währungsfonds, der Zusammenbruch bei den saudischen Öleinnahmen
"droht die 700.000.000.000 $ an finanziellen Reserven des
Königreichs innerhalb von fünf Jahren zu erschöpfen".
Das Haus Saud verdankt den Machterhalt
seiner Öl-subventionierten Wirtschaft. Wie Goldman erwähnte, im
letzten Monat zwangen schwindende Einnahmen die Saudis die
Subventionen für Wasser, Strom und Benzin zu senken.
Laut Goldman war Riads
Massenhinrichtung von 43 lang eingesperrten Gefangenen zu Beginn des
Monats ein Versuch des alternden Königshauses, seine feste Kontrolle
über die Ereignisse zu demonstrieren. Aber gerade die Tatsache, dass
das Saudi-Regime glaubte, es sei notwendig, eine solche Demonstration
zu inszenieren, zeigt, dass es in Bedrängnis ist.
Die dritte existenzielle Bedrohung, der
das Regime jetzt gegenüber steht, ist der Islamische Staat. Seit
1979 haben die Saudis angestrebt, die Opposition im Lande abzulenken
durch die Förderung des wahhabitischen Islams zu Hause und des
wahhabitischen Jihads außerhalb ihrer Grenzen.
Jetzt, mit dem Islamischen Staat in
Kontrolle über weite Teile des benachbarten Irak, sowie Syriens und
Libyens und das Saudi-gestützte Sisi-Regime in Ägypten bedrohend
steht die saudische Königsfamilie vor der steigenden Gefahr des
Rückschlags. Einige Analysten argumentieren, dass angesichts der
Unterstützung der Bevölkerung in Saudi-Arabien für den Jihad falls
der Islamische Staat die saudische Grenze überqueren würde, würden
seine Streitkräfte mit Blumen begrüßt werden, nicht mit Kugeln.
Wenn das Haus Saud fällt, dann werden
die Golf Emirate auch gefährdet sein.
Das ägyptische Regime, das von den
Saudis und ihren Verbündeten am Golf finanziert wird, wird auch
gefährdet sein. Die Monarchie der Haschemitischen in Jordanien, die
von den USA und von Israel geschützt wird, wird beispiellosen
Gefahren ausgesetzt sein.
Die Auswirkungen des wachsenden Chaos -
oder noch schlimmer - in Arabien sind nicht auf den Nahen Osten
beschränkt. Die Weltwirtschaft sowie die Sicherheit in Europa und
den USA werden gefährdet sein.
Offensichtlich ist das Gebot der
Stunde, dass die US-Sicherheitsgarantie für Saudi-Arabien verstärkt
wird, vor allem durch einfache US-Aktionen gegen iranische
Marine-Aggression und ballistische Raketen-Entwicklung.
Leider kann man sich auf die
Obama-Regierung verlassen, dass sie genau den umgekehrten Weg nimmt.
Und als Konsequenz zumindest für das nächste Jahr wird die
Hauptsache, die die Golfmonarchien unterstützt und mit ihnen die
Weltwirtschaft und das, was für die globale Sicherheit gilt, ein
gescheiterter Staat mit einem juckenden Finger auf den nuklearen
Abzug sein.
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