Weil Caroline Glick zu den
wenigen Journalisten gehört, die Klartext reden und keine
unterwürfige Selbstzensur betreiben, damit staatliche Zensur
überflüssig wird, und somit dem Wort Journalismus seine
ursprüngliche Bedeutung und seinen wahren Geist zurückgeben, und
weil in den Kolumnen von Caroline Glick ein enormes Fachwissen
enthalten ist, welches bedeutend besser ist als das der meisten
"Nahost-Experten" sowohl in den Medien als auch an den
Universitäten als auch in den politischen Parteien, habe ich zum 39.
Mal eine dieser Kolumnen übersetzt.
Das englische Original
"Iran’s chess board" findet man
hier:
http://www.jpost.com/Opinion/Column-One-Irans-chess-board-455779
Irans Schachbrett
(Autorin: Caroline Glick, übersetzt
von Robert Rickler, Vorstandsmitglied und Pressesprecher des
"Freundeskreis Israel in Regensburg und Oberbayern e.V.")
Früh in dieser Woche (Anmerkung
des Übersetzers: Das englische Original stammt vom 2. Juni 2016.)
wurde berichtet, dass nach einer zweijährigen Pause der Iran seine
finanzielle Unterstützung für den Islamischen Jihad erneuert.
Strategisches Denken war immer Israels
Achillesferse gewesen. Als kleiner Staat von regionalen Ambitionen
beraubt, so lange wie die regionalen Gegebenheiten mehr oder weniger
statisch blieben, hatte Israel wenig Grund, wegen dem großen Spiel
des Mittleren Ostens besorgt zu sein.
Aber der Boden in den Ländern um uns
herum verlagert sich. Das arabische Staatensystem, das den
strategischen Status quo seit Jahrzehnten gewährleistet hatte, ist
zusammengebrochen.
Also zum ersten Mal in vier
Generationen ist die Strategie wieder die dominierende Kraft für die
Formgebung der Ereignisse, die Israels kommende Generationen
beeinflussen werden.
Um zu verstehen warum, betrachte man
zwei Ereignisse der vergangenen Woche. (Anmerkung des Übersetzers:
Das englische Original stammt vom 2. Juni 2016.)
Früh in dieser Woche wurde
berichtet, dass nach einer zweijährigen Pause der Iran seine
finanzielle Unterstützung für den Islamischen Jihad erneuert. Der
Iran wird der Gruppe, die weitgehend eine Schöpfung der iranischen
Revolutionsgarden ist, 70 Millionen $ geben.
Am Mittwoch waren iranische Medien die
ersten, die die Verhaftung eines "Reporters" für Irans
Al-Alam-Nachrichtendienst meldeten. Bassam Safadi wurde von Israels
Polizei in seinem Haus in Majdal Shams verhaftet, dem zur Grenze zu
Syrien nächstgelegenen Drusendorf auf den Golanhöhen. Safadi steht
im Verdacht der Anstiftung des Terrorismus.
Das heißt, er wird verdächtigt, ein
iranischer Agent zu sein.
Da ist nichts Neues über iranische
Anstrengungen, Fronten gegen Israel auf seinem Gebiet und entlang
seiner Grenzen großzuziehen und zu leiten. Iran stellt eine
strategische Bedrohung für Israel dar durch seinen
Hisbollah-Stellvertreter im Libanon, der jetzt Berichten zufolge die
libanesischen Streitkräfte kontrolliert.
Im Gazastreifen kontrolliert der Iran
ein breites Sortiment an Terrorgruppen, einschließlich der Hamas.
In Judäa und Samaria, anscheinend auf
einer wöchentlichen Basis hören wir von einer anderen iranischen
Zelle, deren Mitglieder durch den Shin Bet oder der IDF verhaftet
wurden.
Aber während wir wissen um die
Bemühungen, die der Iran entlang unserer Grenzen macht und sogar
innerhalb dieser, um Israel zu bedrohen, haben wir diese Bemühungen
nicht mit den iranischen Aktionen im Irak und in Syrien in Verbindung
gebracht. Nur wenn wir die iranischen Aktionen hier mit ihren
Aktionen auf diesen Bühnen verbinden, verstehen wir, was jetzt
geschieht und wie es Israels langfristiges strategisches Umfeld
beeinflussen wird.
Die große Frage ist heute, was das
arabische Staatensystem ersetzen wird.
Syrien, Irak, Libanon, Jemen und Libyen
existieren nicht mehr. Auf ihren Trümmern sehen wir den Kampf,
dessen Ergebnisse das Schicksal der überlebenden arabischen Staaten
wahrscheinlich bestimmen werden, sowie viel von Europa und dem Rest
der Welt.
Israels strategisches Umfeld wird zum
großen Teil durch die Resultate der iranischen Aktionen im Irak und
in Syrien bestimmt werden. Während Israel wenig tun kann, um die
Gestalt der Ereignisse in diesen Bereichen zu beeinflussen, muss es
verstehen, was sie für uns bedeuten. Nur auf diese Weise werden wir
fähig sein, die Werkzeuge zu entwickeln, um unsere Zukunft in dieser
neuen strategischen Arena zu sichern.
Bis 2003 war Saddam Hussein das
Haupthindernis für den Aufstieg des Iran als regionale
Hegemonialmacht.
US-Streitkräfte im Irak ersetzten
Hussein, bis sie das Land im Jahr 2011 verließen. In der
Zwischenzeit setzten die USA durch die Installation einer
schiitischen Regierung in Bagdad die Bedingungen auf der einen Seite
für den Aufstieg des islamischen Staates im sunnitischen Kernland
der Provinz Anbar und auf der anderen Seite für Irans Kontrolle über
die irakische schiitenkontrollierte Regierung und Streitkräfte.
Heute ist ISIS das einzige, was Irans
Vormarsch nach Westen eindämmt. Ironischerweise unterstützt die
monströse Gruppe ihn auch. ISIS ist so dämonisch, dass für die
Amerikaner und andere Abendländer vom Iran gesteuerte Kräfte zu
stärken, die ISIS bekämpfen, ein kleiner Preis zu bezahlen zu sein
scheint, um die Welt von der fanatischen Geißel zu befreien.
Wie der ehemalige US
Marine-Geheimdienst-Analyst J.E. Dyer in dieser Woche in einer
alarmierenden Analyse der jüngsten Schritte des Iran im Irak,
veröffentlicht auf der Liberty Unyielding Website, erklärt, sobald
iranisch kontrollierte Kräfte ISIS in der Provinz Anbar besiegen,
werden sie gut positioniert sein, Jordanien und Israel aus dem Osten
zu bedrohen. Das ist insbesondere der Fall angesichts der Tatsache,
dass ISIS versehentlich als Vorhut für den Iran dient.
In Syrien kontrolliert der Iran bereits
weite Teile des Landes direkt und durch seine Stellvertreter, die
syrische Armee, die Hisbollah und die schiitischen Milizen, die er in
dem Land ins Feld geschickt hat.
Seit dem Beginn des Krieges in Syrien
hat Israel wiederholt Maßnahmen ergriffen, diese Kräfte zu
blockieren, die Kontrolle über die Grenzzone auf den Golanhöhen zu
gewinnen und zu halten.
Premierminister Benjamin Netanjahus
überraschende jüngste Ankündigung, dass Israel nie auf die
Kontrolle über den Golan verzichten wird, kam als Antwort auf seine
Besorgnis, dass die USA diese Kontrolle im Austausch für einen
Waffenstillstand in Syrien auf den internationalen diplomatischen
Hackblock platzieren würden.
Vor einer Woche und einen halben Tag
begann der Iran seinen Schachzug auf die Provinz Anbar.
Am 22. Mai führten durch das
US-Militär ausgebildete irakische Kräfte die irakische Offensive
an, um von ISIS die Kontrolle über Falludscha und Mosul zu
entreißen, der die sunnitischen Städte seit 2014 kontrolliert hat.
Trotz der Tatsache, dass die führenden Kräfte von den USA
ausgebildet wurden, sind die wichtigsten an der Offensive beteiligten
Kräfte ausgebildet, ausgerüstet und geleitet vom Iran.
Als die irakischen Streitkräfte in den
Wochen, bevor die Offensive begann, Falludscha umzingelten, stattete
Qassem Soleimani, der Kommandeur der Quds Kräfte der
Revolutionsgarden den Truppen einen öffentlichen Besuch ab, um Irans
dominierende Rolle zu demonstrieren.
Die Schlacht um Falludscha ist ein
klarer Hinweis darauf, dass der Iran anstelle der USA im Irak den Ton
angeben. Medienberichten zufolge wollte und erwartete das Pentagon,
dass sich die Kräfte in Mosul konzentrieren. Aber in letzter Minute
wegen Soleimanis Intervention beschloss die irakische Regierung,
Falludscha zum Schwerpunkt der Offensive zu machen.
Die Amerikaner hatten keine andere
Wahl, als bei dem iranischen Plan mitzumachen, weil, wie Dyer
erwähnte, der Iran zunehmend die USA im Irak überflügelt. Wenn die
Dinge ihrem aktuellen Kurs folgen, ist der Iran in naher Zukunft
verantwortlich, in einer Position zu sein, die USA zu zwingen, zu
wählen zwischen in den Krieg zu ziehen oder alle Luftoperationen im
Irak zu beenden.
Am 7. Mai berichtete Sharq al-Awsat,
dass die Revolutionsgarden eine Raketenbasis in der Sulaymaniyah
Provinz bauen, in Irakisch-Kurdistan.
Ein hoher General des Korps der
Islamischen Revolutionsgarden hat in den letzten Wochen wiederholte
Besuche in der Gegend gemacht und signalisiert, dass das Regime dies
als ein wichtiges Projekt sieht. Der Bericht führte weiter aus, dass
der Iran Tunnelnetze in der Region erneuert, die während des
1980-1988 Iran-Irak-Krieges gebaut wurden.
Dyer warnte davor, dass in Abhängigkeit
von der Art der Raketen, die der Iran auf der Basis stationiert -
oder stationiert hat -, sie alle US-Luftoperationen im Irak bedrohen
kann. Und die USA haben keine einfachen Mittel, um Irans Aktionen zu
blockieren.
Bis heute haben Kommentatoren mehr oder
weniger zugestimmt, dass US-Operationen im Irak und in Syrien keinen
Sinn machen. Sie sind bedeutsam genug, um US-Streitkräfte zu
gefährden, aber sie sind nicht bedeutend genug, um den Ausgang des
Krieges in beiden Gebieten zu entscheiden.
Aber es kann eine Logik in dieser
scheinbar irrationalen Entwicklung sein, die von der Sicht verdeckt
ist. Eine genaue Lektüre von David Samuels Profil von Präsident
Barack Obamas stellvertretendem Nationalen Sicherheitsberater Ben
Rhodes, das im letzten Monat in der New York Times veröffentlicht
wurde, deutet auf eine solche Schlussfolgerung.
Samuels beschrieb Rhodes als an zweiter
Stelle nach Obama in seinem Einfluss auf die US-Außen- und
Verteidigungspolitik. Rhodes prahlte gegenüber Samuels, dass Obamas
Entscheidungen gegenüber Iran durch einen strategischen Kurs
festgelegt wurden, den er umarmte, bevor er sein Amt antrat.
Ein Fiction-Autor durch Training, war
Rhodos erster "nationaler Sicherheits"-Job als
Chef-Protokollführer für den Irak-Studiengruppe.
Der damalige Präsident George W. Bush
beauftragte die Gruppe unter dem gemeinsamen Vorsitz des ehemaligen
Außenministers James Baker und des ehemaligen Kongressabgeordneten
Lee Hamilton im Jahr 2006 damit, ihn zu beraten, wie man die USA aus
dem Krieg im Irak herauszieht.
Ende 2006 veröffentlichte die ISG ihre
Empfehlungen.
Unter anderem empfahl die ISG, die
US-Truppen aus dem Irak so schnell wie möglich zurückzuziehen. Der
Rückzug sollte in Zusammenarbeit mit dem Iran und Syrien inszeniert
werden - den Hauptsponsoren des Aufstands.
Die ISG argumentierte, dass wenn die
richtigen Anreize gegeben werden, Syrien und Iran anstelle der USA
gegen Al-Kaida im Irak kämpfen würden. Für eine solche Aktion
empfahl die ISG, dass die USA ihre Versuche beenden, das Atomprogramm
des Iran einzudämmen.
Die Verantwortung für den Umgang mit
der Bedrohung, empfahl die ISG, sollte auf den US-Sicherheitsrat
übertragen werden.
So empfahl die ISG auch, dass Bush
Druck auf Israel ausübt, sich von den Golanhöhen, Jerusalem und
Judäa und Samaria im Rahmen eines "Friedensprozesses"
zurückzuziehen.
Eine solche Maßnahme würde dazu
dienen, Iran und Syrien zu überzeugen, dass sie den USA vertrauen
könnten und zustimmen, als ihre Erben im Irak zu dienen.
Natürlich lehnte Bush die Empfehlungen
der ISG ab.
Er entschied sich stattdessen, für den
Sieg im Irak nachzusuchen. Bush kündigte den Anstieg der US-Truppen
an, kurz nachdem die ISG ihren Bericht veröffentlicht hatte.
Aber jetzt sehen wir, dass durch Rhodes
die Empfehlung der Iraq Study Group zur Blaupause für eine neue
US-Strategie des Rückzugs und der iranischen Vormacht im Irak und im
gesamten Nahen Osten wurde.
Die hauptsächlichen Bestandteile
dieser Strategie sind bereits umgesetzt worden. Der US-Rückzug aus
dem Irak im Jahr 2011 hinterließ den Iran als den neuen Machthaber
im Land. Der Atompakt mit dem Iran erleichtert die Verwandlung des
Iran in die regionale Hegemonialmacht.
Vor dieser strategischen Verlagerung
machen die minimalistischen Kampagnen der USA im Irak und Syrien
gegen ISIS Sinn.
Die US-Streitkräfte sind nicht dazu
da, ISIS zu besiegen, sondern Irans Aufstieg zu verschleiern.
Wenn ISIS in Anbar und in Raqqa in
Syrien besiegt ist, sind seine Kräfte anfällig, sich nach Westen zu
wenden, nach Jordanien.
Die USA helfen derzeit Jordanien, einen
Grenzzaun an der Grenze zum Irak zu vervollständigen. Aber da ist
ISIS bereits aktiv in Jordanien.
Und wenn die Ereignisse im Irak und in
Syrien irgendein Leitfaden sind, wo ISIS führt, wird der Iran
folgen.
Irans strategisches Spiel, ebenso wie
Amerikas, erfordert von Israel, ein strategischer Spieler zu werden.
Wir müssen erkennen, dass das, was im
Irak geschieht, mit dem verbunden ist, was hier geschieht.
Wir müssen die Auswirkungen des
Arbeitsbündnisses, das Obama mit dem Iran aufgebaut hat, verstehen.
Auch wenn sich Obamas Nachfolger von
seinen Handlungen distanziert, zu der Zeit, wenn Obama das Amt
verlässt, werden Amerikas Optionen begrenzter sein als je zuvor.
Ohne Krieg wird sein Nachfolger wahrscheinlich nicht in der Lage
sein, den Aufstieg des Iran auf den Ruinen des arabischen
Staatensystems aufzuhalten.
In diesem neuen strategischen Umfeld
muss Israel damit aufhören, Gaza, Judäa und Samaria, die Golanhöhen
und Libanon als eigenständige Schlachtfelder zu betrachten. Wir
dürfen nicht durch "regionale Friedenspläne" zum Narren
gehalten werden, die unseren Handlungsspielraum einschränken würden.
Und wir müssen diese neuen Konditionen berücksichtigen, während
wir ein neues US-Militärhilfepaket verhandeln.
Der Name des Spiels heute ist Schach.
Der gesamte Nahe Osten ist ein großes Brett. Wenn sich ein Bauer in
Gaza bewegt, wirkt es sich auf die Königin in Teheran aus.
Und wenn sich ein Springer in
Falludscha bewegt, bedroht es die Königin in Jerusalem.
(Zurück zur Startseite:
http://robertrickler.blogspot.de)
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